Immer mehr Menschen entscheiden sich, ihren eigenen Strom auf dem Balkon oder der Terrasse zu erzeugen – einfach, günstig und ohne großen Installationsaufwand. Doch so praktisch die Mini-Solaranlagen auch sind: Wer tagsüber nicht zu Hause ist, verschenkt oft einen großen Teil des selbst erzeugten Stroms. Die Lösung? Ein Speicher. Damit lässt sich Sonnenstrom genau dann nutzen, wenn man ihn wirklich braucht. Zum Beispiel abends beim Kochen, Fernsehen oder Laden des E-Bikes.
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Was ist ein Balkonkraftwerk?
Ein Balkonkraftwerk ist eine kompakte Photovoltaikanlage, mit der Privathaushalte auf einfache Weise ihren eigenen Strom erzeugen können. Anders als große Dachanlagen ist sie speziell für den Einsatz auf Balkonen, Terrassen, in Gärten oder an Hauswänden konzipiert und eignet sich besonders für Mieter oder Eigentümer ohne eigenes Dach. Ein typisches Balkonkraftwerk besteht aus:
- ein bis vier Solarmodule, die Sonnenlicht in elektrischen Gleichstrom umwandeln,
- einem Mikrowechselrichter, der diesen Gleichstrom in netzkonformen Wechselstrom (230 V) umwandelt,
- sowie einem Anschlusskabel, mit dem die Anlage direkt an eine haushaltsübliche Steckdose angeschlossen wird.
Durch diesen Anschluss speist die Anlage den erzeugten Strom direkt in das eigene Hausstromnetz ein. Geräte, die gerade im Haushalt laufen, wie der Kühlschrank, WLAN-Router, Ladegeräte oder Lichtquellen, können diesen Strom sofort verbrauchen. Dadurch wird automatisch weniger Strom aus dem öffentlichen Netz bezogen. Wird zusätzlich ein Balkonkraftwerk-Speicher eingesetzt, lässt sich der erzeugte Strom auch für den späteren Gebrauch speichern, wodurch der Eigenverbrauch noch weiter erhöht und der Bezug von Netzstrom reduziert wird.
Was ist ein Stromspeicher eigentlich?
Ein Stromspeicher ist ein technisches System zur Zwischenspeicherung von Strom, der nicht sofort verbraucht wird. In Verbindung mit einem Balkonkraftwerk speichert der Solarspeicher den tagsüber erzeugten Strom, um ihn zu einem späteren Zeitpunkt nutzbar zu machen – etwa am Abend oder in der Nacht, wenn keine Sonnenenergie mehr zur Verfügung steht.
Technisch besteht ein Speicher in der Regel aus folgenden Komponenten:
- Batteriezellen (häufig Lithium-Eisenphosphat, kurz LiFePO4), die den Strom chemisch speichern
- einem Batteriemanagementsystem (BMS), das für Sicherheit und Langlebigkeit sorgt
- in der neuesten Generation von Speichern ist ein Wechselrichter integriert, der den Gleichstrom der Batterie in haushaltsüblichen Wechselstrom umwandelt.
- optional einem Energiemanagementsystem, das den Lade- und Entladevorgang intelligent steuert
Moderne Speichersysteme sind kompakt, wartungsarm und auf eine lange Lebensdauer ausgelegt – viele Systeme schaffen über 6.000 Ladezyklen und damit eine Nutzungsdauer von mehr als 10 Jahren.
Wichtig: Ein Speicher ist keine Notstromversorgung im klassischen Sinn. Er dient primär dazu, den Eigenverbrauch von Solarstrom zu erhöhen, nicht dazu, einen Stromausfall zu überbrücken (es sei denn, das System ist explizit dafür ausgelegt).
Warum ist ein Speicher sinnvoll?
Ein Speicher erweitert die Funktion eines Balkonkraftwerks erheblich, denn er macht es möglich, den selbst erzeugten Solarstrom nicht nur direkt bei Sonnenschein zu nutzen, sondern auch dann, wenn die Sonne längst untergegangen ist. Das ist besonders praktisch, denn viele Haushaltsgeräte werden typischerweise am Abend oder in den frühen Morgenstunden genutzt: zum Kochen, Fernsehen oder zum Laden eines E-Bikes oder Smartphones. Tagsüber, wenn die Sonne scheint und das Balkonkraftwerk am meisten Strom produziert, ist oft niemand zu Hause. Ohne Speicher wird in dieser Zeit nur ein Teil des erzeugten Stroms direkt verbraucht; der Rest fließt ungenutzt ins öffentliche Stromnetz ab. Der sogenannte Eigenverbrauchsanteil, also der Anteil des erzeugten Stroms, den man wirklich selbst nutzt, liegt bei Balkonkraftwerken ohne Speicher typischerweise nur bei etwa 20 bis 30 Prozent, abhängig vom individuellen Strombedarf und der Anwesenheit im Haushalt. Mit einem Speichersystem lässt sich dieser Wert deutlich steigern – auf etwa 60 bis 80 Prozent. Der tagsüber produzierte Strom wird im Akku zwischengespeichert und steht genau dann zur Verfügung, wenn er wirklich gebraucht wird. Das macht den Eigenverbrauch nicht nur effizienter, sondern auch planbarer und unabhängiger vom Netzstrom. Gerade für Menschen, die tagsüber außer Haus sind oder für Haushalte mit niedrigem Stromverbrauch während der Sonnenstunden, ist ein Speicher besonders sinnvoll. Er verschiebt die Nutzung des Solarstroms in die Abendstunden, wenn viele elektrische Geräte gleichzeitig genutzt werden.
Welche Speicherlösungen gibt es?
Der Markt für Speicherlösungen im Bereich der Balkonkraftwerke ist zwar noch jung, entwickelt sich aber dynamisch. Immer mehr Hersteller bringen kompakte, benutzerfreundliche Systeme auf den Markt, die speziell auf die Anforderungen kleiner Photovoltaikanlagen zugeschnitten sind. Dabei lassen sich die verfügbaren Lösungen grob in zwei Hauptkategorien einteilen: steckerfertige Speicherlösungen und Speicher mit separatem Energiemanagement.
Steckerfertige Speicherlösungen – Einfach, kompakt, sofort einsatzbereit
Diese Systeme sind ideal für alle, die eine unkomplizierte „Plug & Play“-Lösung suchen. Sie bestehen aus einem integrierten Akkupaket (meist auf Basis von LiFePO4-Zellen), einem Wechselrichter, der den gespeicherten Gleichstrom in nutzbaren Wechselstrom umwandelt, sowie einem Anschlusskabel, mit dem das System direkt zwischen dem Balkonkraftwerk und der Steckdose geschaltet wird.
Der große Vorteil: Diese Geräte werden einfach zwischen das Balkonkraftwerk und die Steckdose gesteckt. Es sind keine Veränderungen an der Hauselektrik notwendig, und die Installation kann in wenigen Minuten erfolgen – ohne Fachkenntnisse oder großen technischen Aufwand. Solche Systeme eignen sich vor allem für Mieter oder Personen, die ohne langfristige bauliche Maßnahmen ihre Eigenversorgung verbessern möchten.
Speicher mit separatem Energiemanagement – Flexibler, aber komplexer
Diese Lösungen setzen auf ein intelligentes Energiemanagement, das über Smart Plugs, Sensoren oder eine zentrale Steuerungseinheit erkennt, wann Strom produziert, verbraucht oder gespeichert werden soll. Der Speicher selbst ist dabei nicht direkt mit dem Wechselrichter des Balkonkraftwerks verbunden, sondern wird über das Managementsystem gezielt gesteuert.
Der Vorteil: Speicherlösungen mit separatem Energiemanagement bieten eine intelligente Steuerung des Solarstroms. Ein Energiemanager oder Smart Plug erkennt, wann Strom erzeugt, verbraucht oder gespeichert wird und regelt den Energiefluss automatisch. So wird der Eigenverbrauch optimiert, auch bei wechselndem Bedarf. Diese Systeme lassen sich gut in Smart-Home-Umgebungen und dynamische Stromtarife integrieren, sind aber in der Einrichtung meist etwas komplexer. Sie eignen sich besonders für Nutzer, die eine flexible und effizient gesteuerte Stromnutzung anstreben.
Zusammengefasst
Beide Varianten haben ihre Stärken: Wer auf einfache Handhabung und schnelle Inbetriebnahme Wert legt, ist mit steckerfertigen Komplettsets bestens bedient. Wer hingegen eine feinjustierte, intelligente Steuerung seines Stromverbrauchs anstrebt und möglicherweise mehrere Energiequellen oder Smart-Home-Elemente einbinden möchte, findet in lösungsorientierten Systemen mit separatem Energiemanagement eine leistungsstarke und zukunftssichere Alternative.
Wirtschaftlichkeit eines Speichers
Ein häufiges Argument gegen Speicher bei Balkonkraftwerken ist der Preis. Tatsächlich kosten fertige Speichersysteme aktuell zwischen 500 und 1.300 Euro, je nach Kapazität, Hersteller und Funktionsumfang. Bei einer Einsparung von jährlich ca. 100 bis 150 Euro an Stromkosten dauert die Amortisation mehrere Jahre.
Allerdings ist der Nutzen nicht rein finanziell: Wer auf Eigenverbrauch setzt, macht sich unabhängiger von steigenden Strompreisen, Netzschwankungen und Energiekrisen. In Kombination mit einem variablen Stromtarif oder dynamischen Preisen kann sich ein Speicher sogar schneller rechnen. Zudem gibt es in einigen Bundesländern und Kommunen Förderprogramme, die auch für Speicherlösungen gelten. Ein Blick auf regionale Förderungen oder KfW-Programme kann sich also lohnen.
Fazit und Ausblick
Speicher machen Balkonkraftwerke nicht nur smarter, sondern auch wesentlich effizienter. Zwar sind die Anschaffungskosten nicht unerheblich, doch der Nutzen in Form von höherem Eigenverbrauch, größerer Unabhängigkeit und einem bewussteren Umgang mit Energie ist enorm. Wer sein Balkonkraftwerk erweitern oder zukunftssicher aufstellen möchte, sollte über die Anschaffung eines Speichers ernsthaft nachdenken. Die Technik entwickelt sich rasant, in Zukunft sind kompaktere, günstigere und sogar modulare Speicherlösungen zu erwarten. Auch smarte Steuerungen, etwa in Verbindung mit Smart-Home-Systemen oder dynamischen Stromtarifen, werden den Nutzen weiter steigern.